Räuchern mit Kräutern – Für die (Lebens-)Geister
Geister, Energien und Schwingungen – alles nur Quatsch? Schon möglich. Aber vom alten Geisterwissen der Alpenbewohner können wir auch heute noch einiges lernen. Etwa das Räuchern. Denn das tut mindestens den eigenen Lebensgeistern gut.
Der alte Trick mit dem wohltuenden Rauch
Manchmal kehrt beinahe unbemerkt uraltes, fast vergessenes Wissen in unsere Gegenwart zurück – oft unter neuen Namen und in neuen Formen. Unsere Vorfahren beschäftigten sich zum Beispiel in den längsten Winternächten mit den „Geistern“… Wir sprechen heute eher von „Energien“ oder „Schwingungen“, die in Räumen und Gegenden zu spüren sind. Denn das kennt schließlich jeder: Dass man sich in einem Zimmer spontan unwohl fühlt – oder in den Ortschaften eines schönen Tals auf Anhieb wohl und inspiriert 😉
Ob nun etwas ganz Reales dahintersteckt, oder es eher ein angenehmer Placebo-Effekt ist: In Form von Feng Shui oder auch kunstfertig eingesetztem Räucherwerk ist der Umgang mit Energien in den Räumen, die wir bewohnen, längst ein kleiner Trend.
Vor allem das Räuchern ist mein persönlicher Tipp: Ich räuchere zum Beispiel gerne neue Wohnräume aus, bevor ich einziehe – genauso, wie das mittlerweile viele Hotels tun, wenn neue Gäste einziehen… Was für ein passender Zufall es da ist, dass man sich gerade im Gasteiner Tal mit der Räucherei schon seit Jahrhunderten auskennt. Und dass genau jetzt, Ende Dezember, ein traditioneller „Räuchertermin“ naht.
Das Räuchern gehört zu den Rauhnächten – bis heute
Denn nun, zwischen Weihnachten und Heilig Drei König kommt eine ganz spezielle Zeit… Für uns moderne Menschen sind es die „Tage zwischen den Jahren“, die – Zufall oder nicht – für viele immer noch eine arbeitsfreie Zeit sind, in der das alte Jahr verarbeitet und das neue mit Vorsätzen und gemütlichen Runden mit Familie und Freunden willkommen geheißen wird. Für die Bewohner der Alpen waren diese Tage seit langer, langer Zeit schon: Die „Rauhnächte“.
Sehen kann man das bis heute an einem alten Brauch: In diesen Tagen ziehen die Perchten in ihren Kostümen umher. Mystische und sagenhafte Figuren sind das, die die Wintergeister in die Flucht treiben und Glück und Gesundheit für das neue Jahr bringen sollen. Eigentlich haben die Rauhnächte ihren Namen aber (genau!) vom „Räuchern“. So lautet zumindest eine gängige These. Denn im Mittelalter wurden zu dieser Zeit Ställe und Wohnräume mit Weihrauch ausgeräuchert. Gegen „alle teüfel gespenst vnd zauberey“, wie die süddeutschen Chronisten Sebastian Franck und Johannes Böhm im 16. Jahrhundert notierten.
Man glaubte damals, dass die „Geister“ in diesen längsten Nächten des Jahres besonders nahe sind. Aber auch, wer da nicht so ganz zustimmen will, hat jetzt eine gute Gelegenheit, das mit dem Räuchern mal auszuprobieren. Und natürlich muss es nicht unbedingt Weihrauch sein. Schließlich ist es im Gasteiner Tal ganz besonders gemütlich, nach einem Schneespaziergang im warmen Zimmer zu sitzen und eine entspannende Räuchermischung aus besonderem Holz oder Kräutern ihren Duft verströmen zu lassen.
Weite Welt und das alte Wissen der Einheimischen
Ganz nach eigenem Gusto kann man sich dabei auch ein Stück große weite Welt in die Stube holen – zum Beispiel mit „Palo Santo“, „heiligem Holz“ der Ureinwohner Südamerikas. Oder mit heimischen Kräutermischungen aus dem Gasteiner Tal und der Umgebung ein Stück Tradition schnuppern.
Für Zweiteres gibt es sogar eine ausgewiesene Expertin im Tal: Kräuterpädagogin Heidi Huber vom Mühlhof gibt immer wieder in kleinen Workshops Einblicke in die alte und neue Kunst des Räucherns mit ganz besonderen einheimischen Pflanzen.
Und eins steht fest: Wer die passende Räuchermischung findet, dem kann vor lauter Wohlsein anschließend weder ein Geist, noch eine noch so miese Schwingung oder Energie etwas anhaben. Es ist also etwas dran, am alten Räucher-Wissen – versprochen.
Copyright Text & Fotos: Nadin Brendel und Rachel Demy für Studio5640.com in Bad Gastein
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