Erlebnis mit Heileffekt: Als ich in Gastein in das Thermalwannenbad stieg.
Zugegeben, die Badewanne ist nicht jedermanns Sache. Anders verhält es sich bei Frauen: Das Wannenbad mutiert zum Substitut. Kuscheleinheiten durch das warme Wasser, Sinnesfreuden durch das duftende Badeöl und Entspannung durch die zwanzig Minuten Offline-Verhalten. Denn: Wer nimmt schon das Handy in die Wanne mit. Oder? In Gastein ist das ein wenig anders. Die Wanne ist da, tief ist sie auch noch. Und randvoll mit Wasser gefüllt. Die Kerzen fehlen, das Badeöl auch – aber dafür hat das Gasteinertal etwas ganz besonders in petto: Radon. Und hier fängt meine Geschichte an.
Wasser mit Zusatzstoffen.
Das Gasteiner Thermalwasser hat eine ganz besondere Charakteristik: Es ist mit Radon angereichert. Und dieser wohldosierte Strahlenreiz macht den Körper wieder jung. Nun gut, das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Sicher jedoch ist, dass das Edelgas sich nachhaltig schmerzlindernd auf angeschlagene oder kranke Gelenke und die Wirbelsäule auswirkt. Und die Reparatur der Zellen anregt. Denn Radon stabilisiert durch die angeschobene Zellteilung das Immunsystem und fördert auch den Stoffwechsel. Deswegen folgender Rückschluss meinerseits: Ein Wannenbad in Radonhaltigem Thermalwasser bringt schon mal mehr, als das tägliche Eincremen mit schmerzlindernder Voltaren-Creme oder überteuerten Pflegeprodukten für eine reinere Haut. Und ja: Radon ist die Basis für Radioaktivität. Aber in medizinisch kontrollierten Maßen eingesetzt, schaden die Produkte aus den Händen von Mutter Natur dem menschlichen Körper nicht. Ganz im Gegenteil.
Thermalwannenbad in Bad Hofgastein.
Regen empfängt mich in Bad Hofgastein an einem Tag im Juni. Das ist aber auch gut so, denn ich befinde mich auf einem Kurtag. Im Kurzentrum Bad Hofgastein der Alpentherme Gastein. Mein Wannenbad ist auf den späten Vormittag angesetzt und ich laufe durch die Gänge des Kurzentrums zur Abteilung „Radon Thermalwannenbäder“ im 3. Stock des Gebäudes.
Ich werde freundlich empfangen, ein Lächeln signalisiert mir, dass hier mehr passiert, als tägliche Routine. Hier werden Schmerzen gelindert. In einer kleinen Kabine ziehe ich mich um, ich höre, wie im angrenzenden Raum Wasser eingelassen wird. Noch ein wenig tapsig und unsicher wage ich mich durch die nächste Türe und komme in einen Raum mit tiefen Fenstern, die den Blick auf die Gasteiner Bergwelt freigeben. Direkt an den Fenstern ist eine tiefe Badewanne eingelassen, in die eine Reling und eine Treppe führt. Am anderen Ende der Badewanne erhebt sich der Wannenboden zu einer Sitzvorrichtung. Man erklärt mir, langsam in das Becken zu steigen und Platz zu nehmen. Und einfach zu entspannen – 20 Minuten lang in insgesamt 480 Litern reinstem Thermalwasser. Das kann ja nicht so schwer sein. Auch wenn es ein kindlicher Gedanken war, aber ich bin ein wenig enttäuscht, das Radon nicht sehen zu können, das hier über die Haut und die Atemwege in den Körper aufgenommen wird. Das Wasser fühlt sich an, als wäre es normales Wasser. Es riecht auch wie normales Wasser. Aber durch meine Recherche weiß ich: Die Temperatur des Thermalwasser beträgt knapp 38 Grad und das Wasser ist mit 52 Nanocurie/Liter (nCi/l) Radon angereichert. Allerdings kann ich euch versichern: Schon die 20 Minuten warmes Wasser und absolute Ruhe regenerieren mein Nervensystem – körperlich und geistig – um ein Vielfaches mehr als eine simple Dusche. Das Wasser umschließt mich bis zum Hals, es wärmt mich auf, senkt meinen Herzschlag und fast bilde ich mir ein, fühlen zu können, wie kleine Radon-Männchen mein angeschlagenes Arthrose-Knie liebevoll streicheln. Nach zwanzig Minuten ertönt ein leiser Laut. Zeit, die Wanne zu verlassen, mich in ein Handtuch zu hüllen und für weitere zwanzig Minuten auf einer Liege in eine Wolldecke eingemummelt die Augen erneut zu schließen – und das Thermalwasser langsam auf der Haut trockenen zu lassen.
Wie das Radon in die Wanne kommt.
Es ist übrigens Kaiser Franz I. zu verdanken, dass ich hier in Bad Hofgastein mein Thermalwannenbad genießen darf. Er war es, der im Jahr 1828 dem damaligen Markt Hofgastein die Benutzung des Thermalwasser aus dem 23 Quellen im benachbarten Bad Gastein schenkte. Der Grundstein für das Kurzentrum Bad Hofgastein wurde gelegt. Nun stellt sich jedoch die generelle Frage: Wieso gibt es überhaupt Radonhaltiges Wasser im Gasteinertal? Die Antwort liegt mehrere tausend Meter unter der Erde. Wasser versickert in die Tiefe und löst bei diesem Prozess Spurenelemente aus dem Gestein – unter anderem Radium. Im Wasser zerfällt das Radium zu Radon, dem Edelgas. Durch den hohen Druck in den Tiefen der Erde wird das Wasser erhitzt. Und da warmes Wasser physikalisch leichter ist als kaltes, tritt es in Gastein wieder an die Oberfläche – und landet schließlich in meiner Wanne. Danke, Mutter Natur.
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