Der Gastein Trail verbindet alles, was gut ist. Über sechs Etappen an sechs Tagen zieht er sich von Gipfel zu Gipfel und von Tal zu Tal. Eine Wanderung führt durch alle drei Gasteiner Orte und lässt einen mehr und mehr verstehen, warum sich die Menschen seit Jahrtausenden so fasziniert von dieser Region zeigen. Ist man einmal vom Gastein-Virus angesteckt, bleibt man für immer infiziert. Es ist ein Weg, der einen nicht nur zu den schönsten Punkten der hiesigen Bergwelt führt, sondern ebenso eine Zeitreise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Gasteins darstellt.
Der sechste und letzte Tag des Abenteuers „Gastein Trail„ beginnt mit einem Blick hinauf auf die Gipfel des Nationalparks Hohe Tauern. Sportgastein (früher Nassfeld), Ausgangspunkt des Tages, ist schon ein ganz besonderer Ort und wird nicht umsonst der schönste Talschluss im Nationalpark genannt. Unzählige Wanderungen starten hier. Manch leichte zu den urigen Almen, die verstreut über den Talboden zur Einkehr einladen, andere hinauf in die Einsamkeit der umliegenden Bergwelt. Doch auch wenn der Blick noch so schön und die Luft noch so klar ist, allzu lange sollte man sich nicht aufhalten lassen– es wartet noch ein langer Marsch bis ans Ziel in Bad Hofgastein.
Vom Nassfeld nach Böckstein
Die ersten Schritte machen gleich richtig Spaß und zeigen, wie sich die heutige Etappe präsentieren wird: Es geht nämlich (fast) ausschließlich bergab. Das hat man sich aber auch verdient, nach den vielen Höhenmetern der letzten Tage. Zu sehen gibt es gleich jede Menge. Das Valeriehaus und die designmäßig höchst interessante Talstation der Bergbahn aus der Feder des Architekten Gerhard Garstenauer lässt man schnell hinter sich und auch die Bockhartseehütte verschwindet nach wenigen Metern aus dem Blickfeld. Von nun an marschiert man gemütlich entlang der Nassfelder Ache, vorbei an Speicherkavernen erreicht man nach gar nicht so langer Zeit das Kraftwerk Nassfeld. Üppiges Grün begleitet einen am Weg und außer Knarren und Zwitschern ist kein Ton zu hören. Schön.
Ab dem Kraftwerk geht’s dann auf der alten Nassfeldstraße weiter in Richtung Böckstein, dem ersten Zwischenziel der Etappe. Früher war dies ein wichtiger Handelsweg, heute sind Wanderer und Spaziergänger alleine und können sich auf das tosende Schauspiel der Natur ringsum konzentrieren. Bärenfall, Schleierfall, Kesselfall – sie alle scheinen hier um die Wette in die Tiefe zu stürzen und bringen die Wanderer alle paar Meter zum Staunen. Und so achtet man gar nicht auf die Zeit, sondern befindet sich plötzlich in der Vergangenheit. Zumindest scheint es so, denn auf dem Weg gibt es unzählige Relikte, die an die große Zeit des Bergbaus in Gastein erinnern, zu entdecken.
Eine Stadt aus längst vergangenen Tagen
Über die Russenbrücke, sie erinnert noch heute an die russischen Kriegsgefangenen, die sie nach dem zweiten Weltkrieg gebaut haben, geht es zu den Astenalmen. Sie gehören zu den ältesten bewirtschafteten Almen im Tal und eine kurze (oder auch längere) Einkehr ist absolut Pflicht. Nah der Rast wandert man auf dem Themenweg des Gasteiner Heilstollens, bis man die Planstadt Böckstein erreicht. Einst am Reißbrett als Stadt des Bergbaus entstanden – ist sie heute ein architektonisches Juwel. Und mit seinem Montanmuseum, dem Weltausstellungsbrunnen, dem Jagdschloss Cerninund sowie dem Bergwerk Radhausberg auf 1900 m einen Besuch wert. Bei der Wallfahrtskirche Maria zum Guten Rat sollte man sich dann unbedingt noch einmal umdrehen und den tollen Blick auf Böckstein ein letztes Mal genießen. Es zahlt sich aus.
Gastein selbst hat so viele Gesichter. Man denke nur an die unterschiedlichen Orte und ihre ganz eigenen Geschichten und Menschen. In ihrer Historie sind sie alle eins und setzen gemeinsam das Mosaik zusammen, das das Tal einzigartig macht. Genauso verhält es sich auch mit dem Gastein Trail und den sechs Etappen. Jede ist anders – jede hat ihre besonderen, unverwechselbaren Seiten. Mal steil und anstrengend, dann wieder luftig und leicht von der Hand (bzw. dem Fuß) gehend. Die 6. Etappe gehört zu letzteren. Doch das macht nichts. Das Schinden liegt bereits hinter einem und heute darf man sich zum Abschluss rein dem Schauen widmen. Mit luftigen Gedanken und vielleicht sogar einem Liedchen auf den Lippen geht es Schritt für Schritt über die Kaiserin-Elisabeth- Promenade nach Bad Gastein.
Zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
War der Weg bisher eine leichte Melodie, die einen beschwingt über den Weg getragen hat, so wird man in Bad Gastein von schmetternden, imperialen Fanfaren empfangen. Die dann in ein virtuoses Klavierspiel übergehen und einen schlussendlich mit urbanen, elektronischen Beats völlig aus den Angeln heben, denn so klingt Bad Gastein: nach Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Eine zweite Unvollendete, wenn man so will. An der noch heute von vielen Menschen geschrieben wird und deren Ende noch nicht einmal er- oder geträumt werden kann.
Der Blick vom Gastein Trail aus hinunter auf den Ort ist atemberaubend. Bis oben auf die Kaiser-Wilhelm-Promenade hört man das Rauschen des Wasserfalls, der sich einer offenen Wunde gleich durch den Ortskern zieht. Doch Bad Gastein muss nicht geheilt werden – Bad Gastein heilt. Und das tut es seit Jahrhunderten, nein Jahrtausenden. Sehr früh wussten die Menschen von der Kraft des Wassers, welches durch die vielen Quellen aus dem Graukogel schießt. Bald schon zog es auch Kranke aus ferneren Gefilden an. Die monumentalen Belle-Époque-Bauten an den steilen Hängen erzählen noch heute die Geschichte einer Zeit, in der es chic war, seine Sommerfrische in den Bergen zu verbringen, der Stadt zu entfliehen, durch die Prunkstraßen zu spazieren und die Kraft des Wassers auf sich wirken zu lassen.
Heute kommen die Leute aus unterschiedlichsten Gründen nach Gastein: Sport, Entspannung oder Linderung von Krankheit und Schmerzen. Warum sie auch immer kommen, eines haben sie alle gemeinsam: Wer einmal sein Herz an Bad Gastein verloren hat, der bekommt es nie mehr wieder und muss immer wieder hierher zurückkommen.
Zurück zum Anfang
Der Gastein Trail biegt nun auf die Schlussgerade. Auf der Kaiser-Wilhelm-Promenade liegt der Ort schnell hinter einem. Leicht bergab wandert man bis zum Eingang des Kötschachtals. Dort überquert man den Kötschachbach über eine kleine Brücke und folgt dem Gasteiner Höhenweg an der Ostseite des Tals. Schritt für Schritt nähert man sich nun dem Ziel des Gastein Trails – Bad Hofgastein. Ein letztes Mal wird nun das Panorama genossen und man lässt die letzten Tage im Geist noch einmal Revue passieren.
Weitwandern ist weder Sport noch Entspannung. Es ist irgendetwas dazwischen. Doch was es auch ist, es regt die Sehnsucht von uns Menschen an auszubrechen, zu Fuß dem Alltag einmal zu entfliehen und auf andere Gedanken zu kommen. Vielleicht kommt man dabei auch manchmal an seine Grenzen. Das mag schon sein – doch am Ende, am Ziel geht man immer stärker aus der Sache heraus.
Gastein Trail – Etappe 6
Ausgangspunkt: Sportgastein (Nassfeld)
Anspruch: leicht bis mittel
Dauer: 6 h
Länge: 19,4 km
Höhenunterschied: 732 m
Höhendiagramm Gastein Trail Etappe 6
© Peter Zeitlhofer
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