Der Gastein Trail verbindet alles, was gut ist. Über sechs Etappen an sechs Tagen zieht er sich von Gipfel zu Gipfel und von Tal zu Tal. Eine Wanderung führt durch alle drei Gasteiner Orte und lässt einen mehr und mehr verstehen, warum sich die Menschen seit Jahrtausenden so fasziniert von dieser Region zeigen. Ist man einmal vom Gastein-Virus angesteckt, bleibt man für immer infiziert. Es ist ein Weg, der einen nicht nur zu den schönsten Punkten der hiesigen Bergwelt führt, sondern ebenso eine Zeitreise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Gasteins darstellt.
Wie viele Gipfel man von dort oben wohl sehen kann? Unzählige! Sehnsüchtig blicken die Wanderer frühmorgens hinauf zu den Bergen. Sie können es kaum erwarten, dort oben zu stehen. Doch dazu kommen wir später, wenn die Sonne hoch am Himmel steht und der lange Aufstieg endlich ein Ende hat.
Goldgräberstimmung im Angertal
Auch die fünfte Etappe des Gastein Trails beginnt unten im Tal. Das Angertal ist ein Quertal des Gasteinertals bei Bad Hofgastein und spielte als frühindustrielles Bergbaugebiet lange Zeit eine große Rolle. Besonders das Gold und der lockende Reichtum führten viele Glücksritter hierher. Spuren aus dieser Zeit finden sich bis heute und können beim Goldwaschen und in der Knappenwelt Angertal bestaunt werden. Doch so spannend diese auch sein mögen, viel Zeit bleibt dafür heute nicht. Viel zu lange ist der heutige Marsch, der zu den anspruchsvollsten des Gastein Trails zählt.
Der Aufstieg zum Stubnerkogel, dem ersten Gipfel heute, beginnt auf einem gemütlichen Steig durch den dichten Bergurwald. Besonders an heißen Sommertagen tut der Schatten gut und lässt den Körper langsam und ruhig auf Betriebstemperatur kommen. Von manchen Stellen aus hört man das leise Surren der nicht allzu fernen Bergbahn, sonst wird die Stille nur vom Zwitschern der Vögel und dem Rauschen der im Wind tanzenden Blätter durchbrochen. Immer wieder lichten sich die Bäume und man erhascht schöne Panoramen auf das Gasteiner- und das Angertal. Als leichtes Wandern ließe sich dieser Abschnitt des Weges wohl am besten beschreiben. Doch keine Sorge, das wird sich noch früh genug ändern.
Am Stubnerkogel
Nach rund einer Stunde lichten sich dann die Bäume zunehmend und der 2.246 Meter hohe Gipfel des Stubnerkogels mit dem prägnanten Sendemasten wird sichtbar. Noch steht man jedoch nicht ganz oben, gilt es doch noch einige mittelsteile und felsendurchzogene Wiesen am Bergrücken zu durchsteigen. Der Stubnerkogel ist einer der bekanntesten und meistbesuchten Berge Gasteins und von mehreren Seiten aus mit der Bergbahn erreichbar. An schönen, klaren Tagen hat man von hier oben aus einen Weitblick, wie man ihn auf kaum einem anderen Gipfel dieser Höhe finden kann. Großglockner, Venediger und gefühlte 1.000 weitere Berge – sie alle scheinen zum Greifen nahe und versetzen auch den erfahrensten Bergsteiger immer wieder ins Staunen.
Oben ist es mit der Ruhe erst einmal vorbei. Doch der Trubel ist eine angenehme Abwechslung, vor allem weil er ohnehin nur von kurzer Dauer sein wird. Der Berg zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein ist nicht nur im Winter ein legendärer Ski- und Wintersportberg, auch im Sommer lockt er viele Menschen mit seinen vielen Attraktionen in luftige Höhn. Zuallererst sticht die Plattform Talblick ins Auge. Etwas unterhalb des Gipfels gelegen, kann man hier seit dem Sommer 2018 atemberaubende Blicke Richtung Norden hinunter ins Tal erhaschen. Als wäre die Natur die Bühne – ist die Plattform mit ihren Sitzstufen einem Zuschauerraum nachempfunden und lädt zum Verweilen, Genießen, Ausruhen und vielleicht sogar zum Verzehr der mitgebrachten Jause ein.
Den Glockner im Blick
Vorbei an der Hängebrücke verläuft der Gastein Trail den Grat entlang über den Stubnerkogel. Auch wenn man heute noch den einen oder anderen Höhenmeter zurückzulegen hat, sollte man zumindest hin und wieder innehalten und den wunderschönen Blick hinein in die Berge genießen. Vor allem von der Aussichtsplattform Glocknerblick und dem Felsenweg hat man eine spektakuläre Aussicht auf den Großglockner, Österreichs höchstem Berg.
Schnell liegt der geschäftige Gipfel dann auch wieder hinter einem und man ist wieder von der Stille der alpinen Bergwelt umgeben. Am Ende des Bergrückens beginnt dann auch schon der Aufstieg zum nächsten Gipfel – dem Zittrauer Tisch. Gleich am Fuße des Berges muss man sich zwischen dem Normalpfad und dem etwas leichteren Otto-Reichert-Weg über die Zittrauermulde und den Ostrücken entscheiden. Wie die Wahl auch ausfällt: Schön sind sie beide und aufpassen muss man in den Bergen ohnehin immer. Trittsicherheit und vor allem Schwindelfreiheit sind hier oberstes Gebot.
Blumige Bergwelt
Nach ca. einer Stunde steht man dann oben auf 2.463 Meter. Der Blick: atemberaubend. Zum 360° Panorama über das ganze Gasteinertal kommt hier oben auch noch die Aussicht auf die Erzwies und den Erzwies-See hinzu. Der Höhenrücken – nördlich der Baukarl Scharte gelegen – zieht sich mit einer Breite von 500 Metern und einer Länge von 2 Kilometern bis zum Talschluss des Angertals. Ob ihrer Bedeutung als Bergbaugebiet ist die Ärzwies, wie sie früher auch genannt wurde, mit alten Stollenanlagen, Schlackenhalden, Tagverhauen und Ruinen von Berghäusern nur so übersät.
Neben der Aussicht fällt einem hier oben vor allem die wunderschöne und artenreiche Alpenflora auf. Der geschützte und als Polster auf Steinen wachsende Rote Steinbrech, die Tannen-Teufelsklaue, die Heckenkirsche, der Gletscher-Petersbart und auch die Berg-Hauswurz – sie alle finden hier ideale Bedingungen vor. Einen intensiveren Blick sollte man vor allem der Totengebeinflechte widmen. Woher diese wohl ihren Namen hat?
Abstieg über die Bockhartseen ins Naßfeld
Weit unten im Tal liegen die Planstadt Böckstein, der Eingang zum Heilstollen und etwas später dann auch das Kraftwerk. Mit Blick auf den Radhausberg führt ein steiniger, mittelsteiler Weg von nun an bergab bis zur Miesbichlscharte, wo erstmalig der untere Bockhartsee ins Blickfeld rückt. Weit ist es jetzt nicht mehr und nachdem man an einigen Serpentinen vorbeigewandert ist, steht man auch schon am glitzernden Speichersee. Noch schnell über die Staumauer und schon steht man vor der Bockhartseehütte. Eine kurze Einkehr mit Blick auf die sich im tiefblauen Wasser spiegelnden Berge sei jedem Wanderer unbedingt ans Herz gelegt.
Der Abstieg von hier hinunter ins Naßfeld, dem heutigen Sportgastein, ist nur mehr ein schneller Hüpfer – trotzdem ein sehr schöner! Vorbei an Gletscherschliff aus der letzten Eiszeit und Quartzadern, relativ sichere Anzeichen für versteckte Goldvorkommen, haben die Wanderer nach gut einer halben Stunde das heutige Etappenziel erreicht. Jetzt heißt es nur noch raus aus den Schuhen, die Sonnenstrahlen genießen und sich auf morgen freuen. Die nächste und letzte Etappe am Gastein Trail kommt bestimmt.
Gastein Trail – Etappe 5
Ausgangspunkt: Wanderstartplatz Angertal
Anspruch: Schwer
Dauer: 7,5 h
Länge: 17 km
Höhenunterschied: 1.456 m
© Peter Zeitlhofer
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