Dirigentin Elisabeth Fuchs im großen Klassik:Sommer-Interview

Seit mittlerweile fünf Jahren zeigt sich Elisabeth Fuchs gemeinsam mit ‚ihrer‘ Philharmonie Salzburg für das Klassik:Sommer Programm verantwortlich.  Wir haben mit der Salzburgerin über das Programm 2023, ihren größten Wunsch und das Göttliche in der Musik und der Natur geplaudert. Dabei haben wir sie auch gefragt, ob sie sich mittlerweile schon als halbe Gasteinerin fühlt.

Frau Fuchs, was verbindet Sie mit dem Gasteinertal?

Gastein ist die genialste Symbiose aus Natur und Kultur. Einerseits in dem, was die Natur selbst hergibt. Aber auch in dem, was die Menschen ausmacht. Auf der Bühne und im Publikum. In den fünf Jahren, in denen wir als Philharmonie Salzburg hierherkommen, sind wir eine Einheit mit dem Tal und den Gasteinern geworden. Begonnen haben wir mit Konzerten im Kursaal und in der Alpenarena. Dann kamen Alm:Klassik, Familien:Klassik und schließlich Berg:Klassik sowie Wald:Klassik dazu.

Sie haben einmal gesagt, dass jede Tonart eine ganz eigene Farbe und Wirkung hat. In welcher Tonart schwingt Gastein?

An Sonnentagen in einem strahlenden C-Dur. Wie Franz Schuberts große C-Dur-Symphonie. Aber auch in B-Dur wie bei Mozart. Das ist so eine ‚Komm lieber Mai-Tonart‘. (Stimmt fröhlich das Lied an). An Regentagen ist es für mich auch schön, berührend und ein bisschen dunkler. Ich spüre aber keine großte Traurigkeit, deshalb würde ich sagen in einem G-Moll.

©ErikaMayer

Ich habe von einem Büchlein gelesen, in das Sie all Ihre Wünsche und Ideen schreiben. Welche Wünsche stehen denn dort für den heurigen Klassik:Sommer in Gastein?

Das steht ein großer Wunsch drinnen: Dass wir am Freitag, dem 14. Juli, ein schönes Hoch über den Bergen haben, ohne dass sich irgendeine Gewitterwolke in die Nähe unseres Berg:Klassik-Konzerts auf der Schlossalm verirrt. Damit wie sicher oben am Berg spielen können. Denn Berg:Klassik ist so gewaltig, dass ich wenig erlebt habe, was mich energetisch so aufgeladen hat. Die Bergkulisse, in deren Mitte ich dirigieren darf. Die Menschen, die auf der Wiese sitzen und uns zuhören – einfach genial. Und das können wir aber nur oben am Berg machen, wenn das Wetter mitspielt.

Warum passt klassische Musik so gut nach Gastein? In ein Tal in den Bergen, in dem man vielleicht andere Musik erwarten würde?

Weil man denken könnte, dass vielleicht Volksmusik besser als der Klassik:Sommer hierher passen könnte? Klassische Musik ist für die Menschen und das Volk. Mozart ging es nicht darum, für Eliten zu komponieren. Er hat Musik für alle gemacht. Man muss nur damit in Berührung kommen. Die Frage ist schwierig, weil es für mich keinen Unterschied gibt. Mir geht es nur darum, ob mich ein Stück oder ein Komponist berührt. Die Musik, die wir im Sommer in Gastein spielen, ist für jeden geeignet. Man muss sich nur ein bisschen darauf einlassen. Wir haben ja auch schon Rock/ Pop oder Filmmusik interprätiert.

© Gasteinertal-Tourismus-GmbH; Fotoatelier-Wolkersdorfer

Wie gestalten Sie denn ein Programm, dass sie über den ganzen Sommer zieht?

Der Klassik:Sommer ist sehr vielseitig. Bei der Kammermusik kommen die Programmvorschläge von den Ensembles selbst. Bei den großen symphonischen Konzerten gehe ich sehr nach meinem Gefühl. Ich spüre mich hinein und stelle mir vor, was gut wirken würde. Das Auftaktkonzert spielen wir am 26. Mai im Kursaal in Bad Hofgastein. Übrigens ein Raum mit einer hervorragenden Akustik. Hier wird zu Beginn Chopins 1. Klavierkonzert zu hören sein. Mit einer erst 16-jährigen Ayse Cemre Agirgol als Solistin am Klavier. Fantastisch, das passt perfekt nach Gastein. Dazu spielen wir Mendelssohn-Bartholdys Schottische Symphonie. Wir tauchen einerseits in die Romantik ein, aber auch in die Welt des Reisens.

Später bei der Berg:Klassik wird Bruchs Violinkonzert neben Beethovens Pastorale und Schuberts 9ter zu hören sein. Schubert war in Gastein und wie vorher schon gesagt passt C-Dur einfach hierher. Das ist etwas Großes. Bruch in G-Moll, auch sehr passend. Und dann wollte ich noch ein Naturstück dazu haben. Da lag die Pastorale auf der Hand.

Sie zeigen sich mit dem Orchester auch für Wald:Klassik verantwortlich. Konzerte zwischen Bäumen, im Dickicht. Würden Sie sagen, dass ein Orchester draußen in der Natur anders klingt als in der gewohnten Umgebung? Färbt das Umfeld ab, ja inspiriert es?

Absolut! Es klingt anders, weil der Raum und die Schwingungen eine große Rolle spielen. Draußen schwingt die Natur mit. Zum Beispiel mit einem Vogelzwitschern. Wald:Klassik ist für mich ein wahnsinnig berührendes Format, bei dem sich Natur und Musik begegnet. Man spaziert eine halbe Stunde zu einer Stelle im Wald, wo man dann Vivaldi oder Mozart hört.

Wald Klassik Angertal ©Gasteinertal Tourismusgmbh; Marktl Photography

Wir nehmen aus Rücksicht auf die Waldbewohner keine lauten Blechblasinstrumente mit, sondern setzen auf Streicher und Holzblasinstrumente. Wenn man so will, dann werden aus dem Wald diese Instrumente erzeugt und wir geben dem Wald über Schwingungen die Musik wieder zurück. Für mich ist Musik göttlich. Genauso wie die Natur. Und wenn man diese beiden göttlichen Dinge zusammenbringt, dann ist das ein einzigartiges Erlebnis.

Frau Fuchs, worum geht es im Leben?

Gesundheit ist schon wahnsinnig wichtig. Und Zeit. Aber vor allem geht es darum, liebe Menschen zu finden, mit denen man schwingt. Wie schon Beethoven und Schiller vor 250 Jahren gewusst haben: „Eines Freundes Freund zu sein.“ Es geht um Menschen, die einem wichtig sind und denen man wichtig ist. Aber weil man eben nur beschränkt Zeit hat, sollte  man auch zu etwas finden, das man gerne macht und wofür man Talent hat. Und für mich persönlich heißt das, Werke, die mich berühren, den Menschen näher zu bringen.

Fühlen Sie sich schon als halbe Gasteinerin?

Ich fühle mich tatsächlich so wohl, dass wir auch immer mal wieder privat Urlaub hier machen. Ich werde ja auch manchmal durch meine Tätigkeit beim Klassik:Sommer erkannt, was mich freut. Gastein ist so schön zum Wandern, Skifahren, Bergsteigen und auch zum Abschalten. Aktuell haben wir Klettersteige für uns entdeckt, meine Kinder machen das wahnsinnig gern. Aber auch das Angebot der Thermen, die Kulinarik, die schönen Hotels und die gemütlichen Hütten sagen mir sehr zu. UND: Es gibt keinen Ort, der musikalisch und kulturell so viel anbietet wie Bad Hofgastein.

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