Der Gastein Trail verbindet alles, was gut ist. Über sechs Etappen an sechs Tagen zieht er sich von Gipfel zu Gipfel, von Tal zu Tal und von Hütte zu Hütte. Die Wanderung führt durch alle drei Gasteiner Orte und lässt einen mehr und mehr verstehen, warum sich die Menschen seit Jahrtausenden so fasziniert von dieser Region zeigen. Ist man einmal vom Gastein-Virus infiziert, so gibt es keine Heilung. Und es stimmt schon. Wie könnte man dieses herrliche Fleckchen Erde besser erkunden, als auf einem Weg, der einen nicht nur zu den schönsten Flecken der hiesigen Bergwelt führt, sondern ebenso einer Reise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Gasteins gleichkommt.
Etappe 3 – Durch die Abgeschiedenheit der Berge auf die Schlossalm
Jaja, in den Bergen ticken die Uhren anders. Das merkt man schon beim Aufstehen. Ist es die frische Bergluft, das Bimmeln der Kuhglocken, oder einfach die Vorfreude auf die heutige Bergtour? Wahrscheinlich von allem ein bisschen was. Auf jeden Fall fällt es auch heute wieder leicht, frühmorgens aus den warmen Federn zu schlüpfen, mit einem Schwall eiskalten Gebirgswassers aus dem Brunnen die letzte Müdigkeit aus dem Gesicht zu vertreiben und voll motiviert in den Tag zu starten.
Dieser startet heute auf der Biberalm und das Panorama auf 1.734 Metern haut einen dann gleich einmal um. Schuhflicker, Fulseck, Graukogel, Ankogel und Stubnerkogel – all die markanten Gipfel Gasteins kann man von hier aus sehen und mahnen gleichzeitig zum Aufbruch. Schließlich liegt wieder ein langer Weg vor einem. Noch ein schneller Kaffee, ein kurzer Plausch mit der Familie Gruber, den Gastgebern, und schon geht es weiter am Gastein Trail.
Die Biberalm liegt auf der Westseite des Tals und es gibt kaum einen schöneren Ort, um den Sonnenaufgang in all seiner Pracht zu genießen. Schon blitzen die ersten Strahlen über die gegenüberliegenden Bergkämme und kitzeln warm auf der Nase, während man langsam wieder in Schwung, bzw. Wanderlaune kommt. Die dritte Etappe des Trails beginnt auf einem alten Verbindungsweg und führt in einen abgelegen Talabschnitt. Schnell ist der Wiedner Almbach überquert und das idyllische Bergdorf rund um die Kerscherhütte und die Kompberghütte hinter sich gelassen.
Hinein in den Wald
Jetzt geht es auf dem Hytongastein in den Wald. Und auch wenn man erst einmal keinen Blick hinunter ins Tal erhaschen kann, sollte man immer wieder einmal stehen bleiben, tief durchatmen und die Kraft der Bäume in sich aufsaugen. Was man hier alles riechen kann, wenn man sich erst einmal darauf einlässt. Pilze, unterschiedlichste Blätter und Rinden, Moose und das frische Wasser der Gasteiner Berge vermischen sich zu einem Duft, der intensiver und belebender nicht sein könnte. Eine Frischekur für unsere Lungen.
Über Stock und Stein, Bäche und Bächlein geht es weiter, bis sich der mächtige Wald schließlich lichtet und die Fundner Heimalm und Neudegg Alm in Sicht kommen. Falls der Magen schon knurrt, eignen sich die beiden gut für eine kurze Rast. Von nun an begleitet das Rauschen des Leidalmbaches ein Stück lang den Weg, der durch einen schattigen Wald führt. Herrlich, da die Sonne mittlerweile schon mit ziemlicher Kraft vom Himmel scheint.
Von Plateau zu Plateau
An der Brandner Hochalm angekommen, belohnt dann ein vorerst letzter Blick hinunter ins Tal für die zurückliegenden Mühen der heutigen Bergtour. Ein steiler, schmaler Weg liegt nun vor einem, der sich in engen Serpentinen eine Wiese nach oben schlängelt. Wie gut, dass dieser Abschnitt des Weges am Vormittag noch im Schatten liegt, verlangt er einem auch ohne die schweißtreibenden Sonnenstrahlen so einiges ab.
Kleine Scharte heißt dieser Abschnitt des Weges. Wintersportlern dürfte er als die längste Abfahrt der Ostalpen bekannt sein. Davon sieht man heute nur vereinzelten Lawinensprenganlagen, die aus der Idylle dieser abgeschiedenen Bergwelt etwas herausstechen. Nachdem auch dieser Anstieg einmal sein Ende gefunden hat, durchwandert man ein hübsches und uneinsehbares Hochplateau nach dem anderen. Auf manchen spiegelt sich die umliegende Bergwelt in kleinen Teichen, andere verzaubern durch ihre üppige Vegetation. Ist es normalerweise eher der Blick hinunter ins Tal und auf die weiter entfernten Berge, so begeistert einen hier vor allem der Blick hinauf in die mächtige Gipfelwelt des Gasteinertals.
Auf der Schlossalm da ists lustig, auf der Schlossalm da ists schön
Auf der Schlossalm ist es erst einmal vorbei mit dem Ruhe. Eine willkommene Abwechslung zur sonstigen Ruhe am Gastein Trail. Überall sieht man Wandergruppen auf den vielen Rundwegen spazieren, Kletterer im bunten Gurtzeug und Paare, die es sich auf einer Picknickdecke gemütlich gemacht haben. Den Umweg über die Hirschkarspitze sollte man sich unbedingt ‚antun‘, bekommt man doch Gipfel aus wohl den schönsten und besten Überblick über das geschäftige Treiben. Alles scheint auf das Erleben von Fels und Stein ausgerichtet zu sein. Verschiedene Trails, Felsenwesen und Klettersteige in allen Schwierigkeitsgraden sorgen dafür, dass hier jeder sein Abenteuer findet. Das Schöne auf der Schlossalm ist, dass touristische Innovationen harmonisch mit der unberührten Natur der Berge koexistieren.
Das Etappenziel des heutigen Tages ist das Hofgasteiner Haus, wohin man nun über gut ausgebaute Wege, vorbei an der neuen Schlossalmbahn und dem großen See spaziert. Dort angekommen heißt es erst einmal Schuhe ausziehen, Füße hochlagern und die Tour noch einmal Revue passieren lassen. Die Hälfte des Gastein Trails ist geschafft, drei Tagen liegen hinter, drei noch vor einem.
Fleißaufgabe:Nachdem diese Etappe mit ihrer rund vier Stunden langen Gehzeit die kürzeste am Gastein Trail darstellt, könnte man noch den einen oder anderen Gipfel von der Schlossalm aus mitnehmen. Möglichkeiten, wie die Mauskarspitze (eine Stunde Gehzeit), oder die Tüchlwand (1,5 Stunden Gehzeit) gäbe es hier oben genug.
Etappe 4 – von Alm zu Alm zurück ins Tal
Der vierte Tag am Gastein Trail beginnt so, wie der dritte geendet hat. In den gemütlichen Stuben des Hofgasteiner Hauses mit einem dampfenden Kaffee vor einem am Holztisch. Heute steht eine etwas längere Etappe auf dem Programm, warum die Hüttenwirte auch zum Aufbruch mahnen. Wieder vorbei am See, führt der Weg sofort relativ steil bergauf, was einen gleich zurück auf Betriebstemperatur bringt. Puh, das kann ja heiter werden. Doch der Aufstieg ist nur von kurzer Dauer und gleich nachdem die Schlossalm hinter einem liegt, geht es nur mehr bergab. Und zwar fast den ganzen restlichen Tag lang.
Trittsicher am Hermann-Kreilinger- Steig
Gleich am Einstieg zeigt der Hermann-Kreilinger- Steig, dass er es in sich hat und nicht zu unterschätzen ist. In engen Serpentinen schlängelt er sich steil nach unten und verlangt Schritt für Schritt volle Konzentration. Und das schon früh am Morgen. Nach einer knappen Stunde liegt der steile Abstieg nun vorerst einmal hinter einem, der Weg biegt nach rechts weg und ändert seine Charakteristik nun völlig. Ging es bisher steil über einen Bergrücken nach unten, so wandert man nun gemütlich über einen alten Verbindungsweg am Südhang der Schlossalm taleinwärts. An manchen Stellen sollte man sich unbedingt an den fix-montierten Seilen festhalten, da da und dort Rutschgefahr durch kleine, den Weg querende Bäche besteht. Immer im Blick: der Stubnerkogel, der laut Wanderkarte morgen Früh auf dem Programm steht. Doch das ist eine andere Geschichte.
Der Weg windet sich nun über riesige Hangwiesen, geht mal bergauf, dann bergab, und lässt sich auch von Wasserläufen nicht aus der Ruhe bringen. Immer wieder gibt er schöne Panoramen auf die Bergkette zwischen dem Gasteiner- und dem Rauristal frei. So wandert man vergnügt dahin und freut sich seines Tages. Noch ein letzter kurzer Aufstieg, dann taucht die Rockfeldalm hinter ein paar Bäumen auf. Jetzt gibt es Mittagessen.
Der Duft von Almmähdern, Wäldern und frischem Heu
Auf der Terrasse könnte man leicht die Zeit übersehen. Die Jause schmeckt, die Hüttenwirtin hat viele Geschichten aus dem Almsommer zu erzählen und die Sonne strahlt mit der schwanz-wedelnden Hündin um die Wette. Am gegenüber liegenden Talhang kann man schon erkennen, wohin der Gastein Trail einen als nächstes führen wird. Doch jetzt wird erst einmal gerastet!
Nach einem guten Kaffee geht es dann auch schon wieder weiter. Über eine Forststraße, die sich in Kurven über saftige Almwiesen zieht, marschiert man nun hinunter ins Tal zur Brücke über den Lafenbach, nur um dann auf der anderen Seite gleich zurück nach oben zu steigen. Das Gras der Mähder wiegt langsam im Wind, während man sich Schritt für Schritt den Gadaunerer Hochalmen nähert. Herrlich ist es und hätte man sich nicht schon auf der letzten Hütte gestärkt, man hätte auch hier kein Problem, mit selbstgemachten Alm-Produkten satt zu werden. Über einen sanften Bergrücken verläuft der Weg nun weiter leicht bergauf. Ein Heustadel folgt dem anderen und der Duft von frischgemähtem Gras liegt in der Luft. Der Blick zurück auf den Hermann-Kreilinger- Steig eröffnet einem, wie steil die Almwiesen, über die man noch vor kurzem marschiert ist, eigentlich sind. Beeindruckend!
Durch die Vergangenheit zurück in die Zivilisation
Jetzt geht es wieder in einen dichten Wald, der von nun an den letzten Streckenabschnitt des heutigen Tages prägen wird. Herrlich, diese Luft! Weit ist es auch nicht mehr, also kann man diesen Abschnitt ganz besonders genießen. Kurz vor dem Angertal kann man im Erzwies-Gebiet noch einmal einen Blick in die Vergangenheit Gasteins als eines der wichtigsten Abbaugebiete von Erzen in Europa werfen. Hier, wo heute im Winter der moderne alpine Skisport zu Hause ist, bauten Knappen früher die begehrten Metalle ab und sorgten so für Aufstieg und Wohlstand des Tals.
Beim Skizentrum Angertal ist Schluss für heute und das ersehnte Wanderziel erreicht. Die Etappe war lange und anstrengend. Kaum ein Wanderer freut sich nicht darauf, die Beine erst einmal hochzulagern und den müden Gliedern ein bisschen Ruhe zu gönnen. Nach drei Nächten in den Bergen wird es auch wieder einmal Zeit, unter Menschen zu kommen! Die Buslinie 551 bringt einen zurück in das gemütliche Treiben von Bad Hofgastein und zur heutigen Unterkunft. Morgen geht es dann weiter über den Stubnerkogel und den Zittrauer Tisch nach Sportgastein ins Nassfeld.
Unser Tipp: Körper, Seele und Geist in der Alpentherme Hofgastein eine Auszeit gönnen und wieder Kraft für die restlichen zwei Etappen sammeln.
Gastein Trail – Etappe 3
Ausgangspunkt: Biberalm/ Bad Hofgastein
Anspruch: leicht
Dauer: 4 h
Länge: 6,5 km‘
Höhenunterschied: 518 m
Gastein Trail – Etappe 4
Ausgangspunkt: Schlossalm
Anspruch: mittel
Dauer: 5 h
Länge: 11,5 km
Höhenunterschied: 898 m
© Peter Zeitlhofer
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