Waldbaden – Bäume werden in Bad Hofgastein zu Therapeuten
Beim Waldbaden muss man nicht ins Wasser springen, wer will kann aber. Es geht viel mehr darum, die Ruhe des Waldes mit allen Sinnen aufzusaugen. Der Trend stammt ursprünglich aus Japan und nennt sich dort „Shinrinyoku“. Japanische Forscher haben bereits in den 80er Jahren festgestellt, dass die ätherischen Öle, welche die Pflanzen in die Luft abgeben, beim Einatmen stressabbauend wirken. In Bad Hofgastein gibt es seit dieser Sommersaison eine kostenlose Broschüre und geführte Wanderungen. Ich war für euch bei der ersten Führung im Wald dabei.
Wir treffen uns vor dem Kur- und Tourismusverband Bad Hofgastein. Immer wieder stoßen Interessierte dazu und fragen etwas vorsichtig, ob man sich hier zum Waldbaden trifft. Sabine Schulz, Naturdenkerin und Wanderführerin am heutigen Tag, nickt zustimmend und verwandelt die Zurückhaltung mit ihrer aufgeschlossenen Art sofort in eine lockere und entspannte Atmosphäre. Nach dem Eintreffen aller Teilnehmer geht es auch schon los, nicht mit der Wanderung, sondern mit der ersten Übung, direkt in der Fußgängerzone. Was für erste skeptische Blicke sorgt, findet mindestens genauso viel Anklang bei vielen Passanten: Ein großer Kreis wird gebildet, und die Hände öffnend vor den Körper gehalten, um sich besser auf das einzulassen, was da noch kommt.
Das Wetter spielt mit: 25 °C, ein paar Wolken am blauen Himmel und ein angenehm leichter Wind. Gemeinsam wandern wir den Kirchbach entlang, in Richtung Rastötzenalm. Direkt aus dem Ortszentrum ist das Waldareal am Wasserfallweg leicht erreichbar.
Station I ist eine Wasserspirale. Wir schöpfen Wasser aus einem Bach, richten uns auf und zerstreuen es. Wir sollen die Urkraft des Wassers spüren und bewusst ein- und ausatmen. Sich darauf einzulassen, fällt nicht gleich leicht, aber die Übung lässt bereits erahnen, dass Alltagsstress beim Waldbaden keinen Platz hat. Mit einem leisen und etwas skurrilen Vogelruf zeigt uns Sabine, dass es weitergeht.
Wasser bleibt auch bei den nächsten Stationen das zentrale Element – in Gastein ist das auch nicht ungewöhnlich. Und so erkunden wir einen Wasserfall am Wilde-Wasser-Platz. Hier treffen an heißen Tagen warme Windströme der Luft auf die kalten des Wasserfalls, herrlich um sich abzukühlen. Dazu fallen die Wassertropfen der Gischt auf die Haut und man atmet die ionisierte Luft ein. Langsam spürt man die Kleinigkeiten, die uns der Wald bietet, intensiver und mir wird bewusst, um was es hier geht – den Einklang mit der Natur zu suchen und zu finden.
Als wir eine weite Wiesenlandschaft erreichen, sollen wir laut Sabine „den Duft der Blumen und Gräser genießen.“ „Hoffentlich hat keiner eine Allergie“, witzelt sie. Wir rudern mit den Armen, um die Weite der Landschaft zu spüren. „Alles in der Natur hat seine Berechtigung. Es gibt kein Richtig und Falsch.“ Wer mitmacht und Schwung holt erfährt, das Sabine recht hat!
Als das Annencafé näherkommt, ist bei Teilnehmern vermehrt das Stichwort „Sahnetorte“ zu hören. „Nach der Wanderung – unten im Tal“, meint Sabine und lacht. Ein leises Raunen geht durch die Gruppe. Im Moment ist der Weg das Ziel und es lohnt sich: Wir treffen auf Schafe und Pferde und erreichen die nächste Station: „Die Baum-Kathedrale“ bei der Annenkapelle.
In der Baum-Kathedrale bilden riesige Fichten ein imposantes natürliches Gebilde – „treten sie ein.“ Nachdem wir einige Zeit die Ruhe genossen haben, sammeln wir Fichtenzapfen und bauen gemeinsam ein kleines Mandala. Mittlerweile sind alle in der Ruhe angekommen, die Gruppe wächst zusammen, lernt sich kennen und Zurückhaltung war einmal. Ein natürliches Freie-Gefühl hat alle erfasst.
Wir wandern weiter und treffen auf Rösser, die wie Wildpferde durch die Landschaften traben. Dann erreichen wir den Elfen-Wunsch-Felsen, majestätisch thront man dort oben in stolzer Pose, freier Wunsch inklusive. Anschließend erreichen wir einen Waldabschnitt mit Wurzel-Treppen, Felsen und Kraftplätzen. Baum-Umarmungen mögen nicht jedermanns Sache sein, dennoch sind die alten Riesen am Berg beeindruckend, wenn man sich vergegenwärtigt, was sie schon alles erlebt haben, ohne einen Schritt zu machen.
Nach drei Stunden Walderleben mit wunderschönen Wanderungen entlang des Almbaches endet die gemeinsame Zeit. Früher aufhören ist auch kein Problem, man kann sich jederzeit verabschieden und auf dem Weg nach unten seine eigenen Erfahrungen machen. Wer jetzt Interesse bekommen hat, Waldbaden selbst einmal auszuprobieren, kann dies in zwei Varianten tun: auf eigenständiger Erkundungstour mit einer kostenlosen Broschüre (erhältlich im Kur- und Tourismusverband Bad Hofgastein) oder als geführte Wanderung: Waldbaden mit Sabine Schulz findet heuer noch zwei Mal statt: am 08.08. im Angertal um 09.30 Uhr oder am 23.08. am Wasserfallweg um 10.00 Uhr, Treffpunkt ist beide Male der Kur- & Tourismusverband Bad Hofgastein.
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